Australien
Konzertreise des Musikvereins Erolzheim nach Australien
34 Musikanten des Erolzheimer Musikvereins, verstärkt durch Mitglieder von Nachbarvereinen, machten eine dreiwöchige Konzert- und Erlebnisreise entlang der australischen Ostküste, organisiert und begleitet von Vorstand Dr. Roland Specker.
Ein bisschen mulmig war es den 47 Reiselustigen aus dem Illertal schon, als sie am frühen Morgen nach Aschermittwoch ihren Bus bestiegen. Schließlich standen ihnen 5 Stunden Busfahrt und 20 Stunden Flug bevor, um ihr Reiseziel Australien zu erreichen. Aber nach der zweiten Bacardi-Cola irgendwo hoch über Indien stellten alle beruhigt fest, dass die lange Reise gar nicht so schlimm ist, wenn man ein lustiger Haufen von Volksmusikanten ist, der in Australien eine Konzerttournee machen will.
Begonnen hatte es mit dem Besuch einer Abordnung aus dem australischen Städtchen Tenterfield im Oktober letzten Jahres beim Erolzheimer Musikverein, die sich anlässlich der Unterzeichnung einer Städtepartnerschaft mit Ottobeuren in der Region aufhielt. Ein mit dem Vorstand befreundeter Farmbesitzer hatte die Einladung an die Erolzheimer vermittelt, bei dem jährlich in Tenterfield stattfindenden „German Beer- and Winefest“ aufzuspielen.
So hatten sich 34 Musiker und 13 Begleitpersonen nach gründlicher Vorplanung auf den langen Weg gemacht. Natürlich wollte man neben dem musikalischen Programm auch den fernen Kontinent etwas kennenlernen, und die Weltmetropole Sydney war erste Station.
Nach Bezug der Hotelzimmer im Zentrum der Stadt und einem langen Erholungsschlaf machten eine Katamaran-Hafenrundfahrt und eine mehrstündige Busfahrt mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten dieser herrlichen Stadt bekannt.
Die großartige Hafenbrücke, das moderne Opernhaus, die Skyline der Wolkenkratzer, die Altstadt, gebaut vor 200 Jahren von den ersten Siedlern, und das Olympiagelände begeisterten die Musikanten, die in einem kurzen Spaziergang im Botanischen Garten die gewaltigen Eindrücke erst einmal verdauen mussten.
Die nächsten Tage waren für die Erkundung der Umgebung Sydneys vorgesehen.
Eine Fahrt durch den Nationalpark vermittelte einen ersten Eindruck von riesigen Gebieten unberührter Wildnis. Eine ausgiebige Besichtigung der weltberühmten Bondi-Beach, wo die Strandturniere der Olympischen Spiele stattfanden, standen ebenso auf dem Programm wie der Besuch eines Tierparks, wo man die ersten Begegnungen mit Kängurus, Koalabären und anderen ungewohnten Tieren aus nächster Nähe hatte.
Leider boten die Fahrten in die Blue Mountains nicht die versprochenen Ausblicke, da sich die Berge in dichten Nebel gehüllt hatten. Dafür war ein ausgiebiger Stadtbummel reichlich Entschädigung. Der mit pulsierendem Leben gefüllte Darling Harbour, das faszinierende Unterwasser-Aquarium, die einmalige Rundumsicht vom Tower aus über 300 Metern Höhe, der prächtige Einkaufspalast des Queen Victoria Building und schließlich die quirlige Chinatown waren für die Illertäler ein großes Erlebnis. Ein gemütliches Pub in herrlichem Art Deco gleich gegenüber vom Hotel war jeden Abend Sammelstation, wo bis spät in die Nacht bei kühlem Bier lebhaft über das Erlebte diskutiert wurde.
Nach einer Woche Sydney brachte ein Bus die Reisegruppe 1000 km weiter nach Norden in die Nähe von Brisbane, wo der schwäbische Auswanderer Card Geirhos bei Tenterfield seine „Wangrah-Farm“ hatte. Der Kontrast hätte nicht größer sein können: von einer Millionenstadt direkt in die Wildnis. Nach der Einquartierung in Cottages, Wohnwägen und Zelte wurde in der riesigen „Bavarian Lodge“, einer holzgetäferten, von bayerisch-schwäbischen Souvenirs nur so strotzenden Empfangshalle, ausgiebig und feuchtfröhlich Wiedersehen gefeiert.
Am nächsten Tag stand der offizielle Empfang durch die Stadt Tenterfield (die Gesamtgemeinde hat 6000 Einwohner und ist so groß wie Belgien !) auf dem Programm, anschließend zeigten die Musikanten bei zwei Konzerten in der Festhalle der Schule ihr Können. Waren die klassenweise im Gänsemarsch hereingeführten Schüler unter den Argusaugen des Lehrerkollegiums noch sehr diszipliniert, so ließen sie sich schnell von der schwäbischen Stimmungsmusik mitreißen und gerieten bald außer Rand und Band, was die Lehrer mit verlegenem Achselzucken kommentierten.
Der folgende Tag brachte dann den musikalischen Höhepunkt der Reise, das jährlich an Bedeutung zunehmende Bierfest sollte von den Erolzheimer Musikanten sechs Stunden lang mit Stimmungsmusik umrahmt werden. Zuvor mussten sich die Musiker noch sportlich bewähren. Ein spontan angesetztes Fußballspiel mit dem örtlichen Verein war von der Presse zum Prestigeduell zwischen Australien und den legendären deutschen Ballkünstlern aufgebauscht worden. Das erste Spiel mit gemischter Damen-Herrenmannschaft wurde 3:0 gewonnen, das zweite wurde bei brütender Hitze nach 2:1 Führung in der Halbzeit dann doch noch – stehend k.o. – 2 : 4 verloren, was von der Lokalpresse tags darauf in einem ganzseitigen Kommentar gebührend gefeiert wurde. Nach kurzer Erfrischung im Schwimmbad stieg dann das Bierfest, eine Veranstaltung, die den Illertälern lang in Erinnerung bleiben wird, weil man als Musikant von einer solchen Begeisterung des Publikums nur träumen kann.
Ganz Unersättliche kamen am nächsten Morgen mit Bussen auf die Farm und wurden mit einem Frühschoppenkonzert belohnt. Als dann der letzte Fan gegangen war, konnten die Musikanten endlich die menschenleere Wildnis genießen. Die nächsten Tage wurden ausgiebig dazu genutzt, das Gelände zu Fuß, mit dem Jeep, mit dem Kanu zu erforschen.
Und mit Tennisspielen, Angeln, Baden, wilde Ziegen Jagen, und dem abendlichen obligatorischen Barbecue am Lagerfeuer verging die Zeit wie im Fluge.
Die dritte Reisewoche führte zunächst nach Noosa Heads, dem australischen St.Tropez, wo mit einem Wohltätigkeitskonzert für die Navy-Kadettenschule das musikalische Programm abgeschlossen wurde. Der Ausflug am nächsten Tag ging nach Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt, auch das ein Weltkulturerbe wie das große Barrier-Riff, welches das Ziel der restlichen Tage in Australien war. Von Cairns aus, einer aufstrebenden Stadt mitten in den australischen Tropen, wurden ausgiebige Touren in den Dschungel und in die Welt der Koralleninseln unternommen.
Schweißtreibende Fußmärsche unter Lianen faszinierten die Musikanten ebenso wie Schnorchel-Tauchgänge zu den bunten Fischen, auch wenn einige glaubten, bedingt durch den hohen Seegang, die Fische auch füttern zu müssen.
Dann hieß es, Abschied nehmen vom fernen Kontinent. Nach zwei Inlandsflügen wurde in Sydney Wiedersehen mit den Instrumenten gefeiert, die auf dem Landwege vorausgereist waren. Dann bestieg man gemeinsam den Jumbo-Flieger und nach einer endlosen Nacht über den Wolken hatten die Musiker wieder Heimaterde unter den Füßen. Eine unvergessliche Reise war zu Ende.